Das militärische Stichwort

Führungsvorgang / Führungsprozess

 

Der Führungsvorgang ist ein zielgerichteter immer wiederkehrender und in sich geschlossener Denk- und Handlungsablauf.

Er vollzieht sich auf allen Ebenen und in allen Bereichen.

1. Schritt:           

Lagefeststellung

Vorhandene Informationen und Meldungen dienen der Vervollständigung des Feindbildes. (Die Lagefeststellung leitet den Führungsvorgang ein.)

 

2. Schritt:

Planung

Lagebeurteilung, Entschlussfassung, festlegen des Operationsplanes (OPA).

 

3. Schritt:

Die Befehlsgebung

(Befehl für den Einsatz, Einsatzbefehl, Marschbefehl, Vorbefehl und Logistikbefehl)

Befehle setzen das Ergebnis der Planung in Anweisungen zum Handeln um. Durch sie überträgt der Truppenführer seinen Willen auf seinen Untergebenen, um damit seine Absicht zu verwirklichen.

Lagefeststellung

Informationen

Vorhandene:

Führungsunterlagen

Dienstbefehle

Verordnungen

Gesetze

Dienstvorschriften

Einlaufende:

Meldungen

Orientierung

Befehle

Daten von Aufklärungs-

mitteln

 

Beschaffte:

Aufklärung

Befragung

Kontrollen

Erkundung

Zusammenarbeit

 

Planung

Beurteilung der Lage und Entschluß

 

  1. Was habe ich:

An Personal, Material (Kfz / Gerät), Logistik

  1.  Was soll ich :

Wie lautet mein Auftrag, Was beabsichtigt mein Vorgesetzter, Was erwartet mein taktischer Führer,

  1. Was hilft mir:

Am alten Standort / Einsatzort, Auf dem Marsch, Am neuen Einsatzort,

  1. Was hindert mich:

Mangelnde Einsatzbereitschaft, Wie weit ist der Feind, Gelände, Wetter, Tageszeit

  1. Wieviel Zeit habe ich:

Zum Nachdenken, zur Vorbereitung, zur Ausführung

  1. Was muss ich tun:

Vorbefehl z.B., Fertigmachen z.B., Befehle für den Marsch nach, Maßnahmen z.B. : Wahl des Aufbauortes, Aufbau am neuen Einsatzort.

Die Befehlsgebung

 

Was ist ein Befehl?

Der Befehl ist eine Anweisung zu einem bestimmten Verhalten, die ein militärischer Vorgesetzter einem Untergebenen schriftlich, mündlich oder in anderer Weise allgemein oder für den Einzelfall mit dem Anspruch auf Gehorsam erteilt. (gem. WSTGB §2)

 

Ein Befehl soll folgerichtig, knapp und klar, nur das enthalten was der Empfänger für die Ausführung seines Auftrages wissen muss. (Sachlich richtig und praktisch Durchführbar)

 

Operationsbefehle:

  • Gefechtsbefehle
  • Marschbefehle
  • Befehle für die Führung der Versorgungstruppen

 

Arten der Operationsbefehle:

Vor-, Einzel- und Gesamtbefehl. Diese können mündliche, schriftliche oder graphische Formen haben. Verbindungsorgane sind Verbindungsoffiziere, Melder und Kuriere.

 

Aufbau eines Befehls:

  • Lage:
  1. Feindlage
  2. Eigene Lage
  3. Gliederung
  4. Absichten
  5. FM-, ABC-Lage
  • Auftrag
  • Durchführung
  • Personelle und materielle Unterstützung
  • Führung und FM-Wesen

Troposcatter

 

Überhorizont-Funkverbindungen mittels sogenannter troposphärischer Streufunkübertragung (englisch „Troposcatter) sind seit 1933 im Gebrauch. Der Funkpionier Guglielmo Marconi (1874 – 1937) richtete die erste derartige 120 km lange Funkstrecke in Italien ein. Bereits im 2. Weltkrieg verzeichneten Troposcatter einen gewaltigen Aufschwung im militärischen Bereich. Seit 1960 wird Überhorizont-Streufunk auch im zivilen Sektor verstärkt zur Überbrückung mittlerer Entfernungen (sei es unwirtliches, unwegsames Gelände oder ausgedehnte Meeresflächen) hauptsächlich im Gigahertz-Wellenbereich erfolgreich eingesetzt.

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Mikrowellen-Richtfunkverbindungen, bei denen unbehinderte (terrestrische oder quasi-optische) Sicht die Voraussetzung für das Zustandekommen des Nachrichtenaustausches ist, muß bei troposphärischer Streufunkkommunikation die jeweilige Gegenstation in der Lage sein, lediglich das gesendete – nach oben gerichtete – Signal zu „sehen“. Die bedeutendsten Vorteile eines Troposcatter-Funkverkehrs sind:

  • Herstellung von Funkverbindungen in Fällen, wo keine Möglichkeit besteht, konventionelle drahtlose oder drahtgebundene (gegeben falls per  Feldkabel) Nachrichtennetze aufzubauen.
  • Eine Mobilität – dank fahrbarer Troposcatter-Anlagen, die die schnelle Errichtung von festen, provisorischen Nachrichtenwegen ermöglicht.
  • Ein überaus günstiger Kostenfaktor, verglichen z.B. mit aufwendigen Richtfunkstrecken, die alle 30 bis 50 km eine kostspielige Übermittlungs- (Relais-) Station (zudem mit Frequenzwechsel) erfordern.

Die Benutzung der Troposphäre als Medium für die Wellenausbreitung bringt allerdings einige, nicht zu vernachlässigen Schwierigkeiten mit sich. Diese sind in erster Linie auf die physikalischen Eigenschaften und das dadurch bedingte Verhalten der Troposphäre als Verbindungsweg zurückzuführen. Die Troposphäre erstreckt sich auf Höhen bis zu 16 km über der Erdoberfläche und die variable Schicht, die die Überhorizont-Funkverbindungen gewährleistet, ist in Höhen zwischen 10 und 16 km anzusiedeln. Die Schwierigkeit, zu jeder Zeit verlässliche Funkverbindungen herzustellen, liegt darin, daß die Troposphäre kein beständiges Übermittlungsmedium darstellt. Sie ist vielmehr steten atmosphärischen und wetterbedingten Einflüssen ausgesetzt.

Dieser andauernde Wechsel des Zustandes in jener leitfähigen Schicht der Troposphäre bewirkt beispielsweise Schwunderscheinungen, die naturgemäß in hoher, hinderlicher Streckendämpfung mit gegeben falls unzureichendem Signalpegel resultieren. Man unterscheidet zwischen langanhaltendem Schwund des abgestrahlten Signals und solchen von kurzer Dauer. Eine kurzfristige Beeinträchtigung der Signalausbreitung kann gewöhnlich Sekundenbruchteile oder einige Minuten dauern; sie wird meist durch Mehrwegausbreitung bei unterschiedlich langen Signalwegen hervorgerufen. Ursache: Zwei gleichzeitig eintreffende Wellenzüge überlagern sich und löschen sich infolgedessen gegenseitig aus. Langzeitschwund entsteht durch Temperaturänderungen mit Dehnungseffekt sowie zwangsläufige Änderungen im Brechungsindex der betroffenen Schicht der Troposphäre. Er kann einige Stunden aber auch einen ganzen Tag dauern.

Die Schwundmerkmale der Troposphäre und ihre Abhängigkeit von atmosphärischen, klimatischen Bedingungen machen es notwendig, bei der Planung von Troposcatter-Funkwegen die Gegebenheiten (kontinentaler oder maritimer Standort; gemäßigtes, subtropisches, tropisches oder Wüstenklima) jeweils zu berücksichtigen. Es ist auch nicht gleichgültig, welche Höhenschicht zwischen 10 und 16 km als Funkbrücke gewählt wird. Signalschwund kann, neben dem Einsatz von rauscharmen Empfängern und Verstärkern, mit verschiedenen Diversity-/Mehrfachempfangstechniken wirksam begegnet werden. Solche Möglichkeiten bieten einzeln oder in Kombination folgende Methoden:

  • Räumlicher Abstand, d. h. mindestens 100 Wellenlängen Zwischenraum bei der Anordnung zweier Antennen.
  • Polarisation: Die eine Antenne ist senkrecht, die andere waagerecht im Feld ausgerichtet.
  • Richtwinkel: Zwei auf die Troposphäre gerichtete Funkstrahlen mit unterschiedlichem Abstrahlwinkel ergeben zwei nicht korrelierte (ohne Wechselbeziehung) Signalwege.
  • Frequenz: Abstrahlung des Signals auf zwei unterschiedlichen Wellenlängen mit genügendem Frequenzabstand sichert minimale Korrelation des empfangenen Signals.

Falls diese Methoden gleichzeitig angewandt werden, spricht man von Vierfach-Diversity zur Erzielung einer fehlerfreien, zuverlässigen Übertragung von Nachrichten. Die Entscheidung, welches spezifische Verfahren im konkreten Fall zum Zuge kommen soll, hängt grundsätzlich vom letzteren selbst ab. Nicht immer erlauben die räumlichen Verhältnisse die Aufstellung entsprechend abgesetzter Antennen. Die Benutzung von zwei Frequenzen mit genügend Abstand wird meist vom verfügbaren Wellenbereich eingegrenzt, während Variationen der Antennenpolarisation bzw. jene des Abstrahlwinkels eher problemlos durchführbar sein dürften.

Einzelne Troposcatter- Streckenabschnitte können im Allgemeinen 70 bis 75 km betragen. Die Kriterien der Übertragungsqualität bilden im Analogbetrieb die Schwellenwerte bezogen auf das Signal-/Rausch-Verhältnis der einzelnen Abschnitte. Bei digitaler Übertragung spielen die unverformte (Phasengleichheit) Aufnahme der Signalkomponenten sowie die Bit-Fehlerrate eine wichtige Rolle; das Aufrechterhalten der Synchronisation (= Gleichlauf) zwischen zwei kommunizierenden Stellen ist hier der kritischste Punkt.

Alles in allem bildet Troposcatter – unter anderem – in manchen Fällen einen relativ schnell verfügbaren Satellitenersatz mit vergleichbar wenig Aufwand. Schließlich ist auch die Abhörsicherheit einer Troposcatter-Funkverbindung, verglichen mit dem herkömmlichen Richtfunk, wesentlich größer.

Archiv: Ulrich Wrede, Zusammenfassung eines Berichtes aus 1988.

AUTOKO

 

Beginnend ab dem Herbst 1977 wurde das Automatisierte Korpsstammnetz (AUTOKO) in der Bundeswehr eingeführt. Die Einführung erfolgte in drei, in sich geschlossenen, Abschnitten. Die folgende Beschreibung gilt für den Endausbau nach dem dritten Einführungsabschnitt.

Das AUTOKO-Netz ist ein gitterförmiges, raumdeckendes feldmäßiges Draht-/Richtfunknetz, welches das Operationsgebiet eines Korps bis in Höhe der Divisionshauptgefechtsstände mit Knotenvermittlungen erschließt. Es bietet Anschlußmöglichkeiten sowohl für quasi-stationäre Teilnehmergruppen (z.B. Gefechtsstände) als auch für hochbewegliche Teilnehmer (z.B. Brigade- und Divisionstruppen) und für Einzelteilnehmer in der Tiefe des Raumes.

Das AUTOKO-Netz besteht aus der Fernebene mit:

  • Rechnergesteuerten Knotenvermittlungen, die zugleich Fernmeldeanschlußstellen sind.
  • Digitalen, bündelgeschlüsselten 12/24-kanaligen Richtfunkverbindungen.
  • Analogen Leistungsbündeln aus dem festen Netz der damaligen Deutschen Bundespost.

Das AUTOKO-Netz besteht aus der Endebene mit:

  • Analogen Feldwählvermittlungen für die Gefechtsstände des Korps, der Divisionen und Brigaden (nur Rück).
  • Den Teilnehmeranschlüssen über Draht.
  • Den Anteilen für den drahtlosen Anschluss beweglicher Teilnehmergruppen und Einzelteilnehmer.

Die wesentlichen Leistungsmerkmale sind:

  • Die Selbstwahlmöglichkeit durch den Teilnehmer.
  • Die siebenstelligen Rufnummern, ableitbar aus der Führungsebene, der Teilstreikraft und der Truppengattung, der Nummer des Großverbandes/Truppenteil/Einheit, dem Bereich der Funktion des jeweiligen Teilnehmers. Dadurch kommt keine Rufnummer im gesamten Heer ein zweites Mal vor. Zur Ableitung der Rufnummer genügt eine Taschenkarte, das erstellen von Telefonbüchern kann entfallen. Dieses Rufnummernsystem wird (1977) NATO-weit Gültigkeit haben.
  • Die automatische Wegsuche und Teilnehmerfindung, ohne dass der rufende Teilnehmer wissen muss, bei welcher Vermittlung oder Fernmeldeanschlußstelle der gewünschte Teilnehmer angeschlossen ist. Dieses Leistungsmerkmal wirkt sich vor allem bei raschen und häufigen Bewegungen im Netz sowie bei Teilzerstörungen und Besetztfällen positiv aus, da es die Erreichbarkeit eines jeden Teilnehmers sicherstellt, der an das Netz angeschlossen ist und zu dem noch irgendein Übertragungsweg führt.
  • Berechtigungsstufen, die besonders wichtigen Teilnehmern die Möglichkeit für eine unverzügliche Verbindungsaufnahme zu gewünschten Teilnehmern im Besetztfalle bieten.
  • Möglichkeit der Sprach-, Fernschreib-, Bild- und Datenübertragung (bis 2400 bit/s) wahlweise auf demselben Kanal (Einheitskanal), d. h. das zeitaufwendige Herausschalten von Sondernetzen und von Sonderverbindungen entfällt.
  • Abhörsichere Richtfunkverbindungen.
  • Automatische Übergangsmöglichkeiten in benachbarte automatisierte Netze.
  • Möglichkeit der Überwachung des AUTOKO-Netzes von einer zentralen Stelle aus.

Ein Knotenvermittlungstrupp besteht aus:

  • Einem Lkw 5t tmil mit FM Kabine II.
  • Einem Anhänger 1,5t und SEA.

Ein Feldwählvermittlungstrupp besteht aus:

  • Einem Lkw 2t tmil gl mit FM Kabine I.
  • Einem Anhänger 1t und SEA.

Bild: Wählfernsprecher WF70

 

Archiv: Ulrich Wrede, Zusammenfassung eines Berichtes aus 1980.