CBRN-Erkundungswagen
Zitat Wikipedia:
Der CBRN-Erkundungswagen (seit 1. April 2014, CBRN ErkW), vormals ABC-Erkundungskraftwagen (ABC-ErkKW) genannt, wird im Rahmen des Katastrophenschutzes verwendet und wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beschafft und den Ländern zugeordnet, die es wiederum den einzelnen Standorten zuweisen. Das Fahrzeug ist das einzige ABC-Spürfahrzeug, das bundesweit einheitlich beschafft wurde und wird. Es wird von vier Personen bedient (Fahrzeug-führer, Fahrer und 1 Messtrupp), verfügt über einen zuschaltbaren Allradantrieb und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,0 Tonnen (vor der Aufrüstung 2009 waren es 3,5 Tonnen). Des Weiteren nutzt auch die Analytische Task Force entsprechende CBRN-Erkundungswagen, die vormals zur Unterscheidung ABC-Erkundungskraftwagen 2 der Analytischen Task Force genannt wurden.
Fachjargon
Neben den obigen offiziellen Bezeichnungen haben sich im Fachjargon und der Umgangssprache weitere, inoffizielle und zum Teil unscharfe Alternativbegriffe für den CBRN-Erkundungswagen etabliert. Zu den häufigsten Bezeichnungen zählen „ABC-Messfahrzeug“ oder „ABC-Erkunder“.
Geschichte
Erste Versionen eines ABC-Erkunders existierten bereits in den siebziger Jahren.
Beschaffungsantrag-Nummer |
Fahrzeugtyp |
Jahr |
Stückzahl |
1030 |
VW 181 |
1972 bis 1977 |
200 |
1118 |
VW Kombi L, Typ 253 MC 2 |
1981, 1982 |
286 |
1174 |
VW-Kastenwagen, Typ T3 Syncro 16 |
1989 |
nur Prototyp |
1033 |
VW-Kastenwagen, 70 × 1C Syncro |
1994 |
nur Prototyp |
1023 |
Fiat Ducato Maxi L2B, 2.8 i.d. TD |
1998 |
371 |
In der Folge des 11. September 2001, aus Angst vor einem Anschlag mit ABC-Waffen, wurden in der Bundesrepublik 371 Exemplare dieses Fahrzeugtyps beschleunigt ausgeliefert.
Nach einem Brand in einer Fahrzeugunterkunft, dem ein ABC-Erkundungskraftwagen zum Opfer fiel, befinden sich derzeit noch 370 dieser Fahrzeuge in Gebrauch. Diese wurden ab Ende des Jahres 2009 leistungsgesteigert; dies beschränkte sich im Wesentlichen auf die Ausstattung mit technisch aktueller Computer Hard- und -Software, eine Anpassung des radiologischen Messsystems an die neuen Messgrößen im Strahlenschutz und eine veränderte Führung der Probenahmeleitungen sowie ein erweitertes Set zur Entnahme von Proben. Außerdem sollen ab 2014 weitere 134 Exemplare mit einem gesteigerten Leistungsumfang beschafft werden; im Zuge dieser Beschaffung stehen auch eine Neubewertung der einzelnen Standorte und gegebenenfalls eine Verlegung von Fahrzeugen an andere Standorte an.
Aufgaben
Aufgaben des CBRN-Erkundungswagens sind:
- Detektion von radiologischen und chemischen Kontaminationen
- Identifikation einzelner chemischer Gefahr- und Kampfstoffe
- Kontaminationsbelastung mit radioaktiven Stoffen messen.
- Kennzeichnen kontaminierter Gebiete
- Unterstützung anderer ABC-Dienstkomponenten des Katastrophenschutzes
- Probenahme (Luft-, Boden- und Bewuchs- sowie Wasserproben).
Vornehmliche Taktik im Fahrbetrieb ist das so genannte Grenzmessen, d. h., es wird mit dem Fahrzeug solang in die Richtung des Einsatzorts gefahren, bis die Gefahrenschwelle erreicht wird. Danach wird gewendet und eine neue Zugangsmöglichkeit zum Einsatzort gesucht. Somit kann der kontaminierte Bereich eingegrenzt werden. Das direkte Einfahren in den Gefahrenbereich (z. B. möglich mit Spürpanzer) ist aufgrund des fehlenden Insassenschutzes gegen ABC-Stoffe nur einmalig möglich (siehe auch Abschnitt Technik), da danach eine aufwendige Dekontamination des gesamten Fahrzeugs und der Ausrüstung vonnöten wäre.
Werden die Messgeräte abgesetzt (d. h. außerhalb des Fahrzeugs) betrieben, können vom Messtrupp unter entsprechender Schutzkleidung (z. B. Chemikalienschutzanzug) örtliche Gefahrenquellen wie zum Beispiel Leckagen gesucht werden.
Ausrückeordnungen
Der CBRN-Erkundungswagen rückt entweder in der ABC-Abwehr-komponente des Katastrophenschutzes oder in eigener Zuständigkeit der (Kreis-)Feuerwehr aus. Im Katastrophenschutzeinsatz rückt er, je nach Lage, mit mehreren weiteren CBRN-Erkundungswagen und/oder mit Fahrzeugen, die ebenfalls für die Abwehr von Gefahrstoffen genutzt werden (beispielsweise Gerätewagen Gefahrgut und Gerätewagen Dekontamination Personal), aus. Oftmals sind diese Fahrzeuge zu Gefahrstoffzügen oder ABC-Zügen zusammengeschlossen. Im Einsatz in Feuerwehrzuständigkeit rückt das Fahrzeug alleine oder als Teil einer Bereitschaft, z. B. Umweltbereitschaft, aus; in diesem Fall wird auch nach feuerwehrtaktischen Grundsätzen vorgegangen und nicht nach denen des Katastrophenschutzes. Auch im Zusammenhang mit der Analytischen Task Force wird auf den CBRN-Erkundungswagen als Messfahrzeug zurückgegriffen. Das heißt beispielsweise, dass im Feuerwehreinsatz – im Gegensatz zum Katastrophenschutzeinsatz – zum Einsatz unter Atemschutz zusätzliches Personal zum Bereitstellen eines Sicherheitstrupps benötigt wird.
Technik
Normung
Das Fahrzeug ist nicht DIN-genormt, es gibt jedoch ein Pflichtenheft mit Beladeplan vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-hilfe.
Technischer Aufbau
Die ABC-Erkundungskraftwagen (Version von 1998) wurden bisher auf dem Modell Fiat Ducato Maxi L2B, 2.8 i.d. TD mit Allradantrieb produziert. Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet, die Innenräume dieser Fahrzeuge vor chemischen, biologischen und radioaktiven Kampfstoffen zu schützen, sodass die Besatzung geeignete Schutz-kleidung tragen muss.
Beladung
Auf dem Einsatzfahrzeug befindet sich umfangreiche Ausrüstung zum Aufspüren und Analysieren atomarer und chemischer Kampfstoffe sowie toxischer Industriechemikalien. Darüber hinaus führt der CBRN-Erkundungswagen ein Probenahmeset mit, mit dem die Besatzung radiologische, biologische und chemische Proben nehmen kann; hierbei ist es möglich, sowohl feste, flüssige als auch gasförmige Proben zu nehmen. Da Geräte zur schnellen und zuverlässigen Detektion von biologischen Kampfstoffen zum Zeitpunkt der Festlegung des Konstruktionsstandes nicht kommerziell verfügbar waren, verfügt der CBRN-Erkundungswagen hierüber nicht. Alle Messgeräte können während der Fahrt (mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 km/h) sowie auch unabhängig vom Fahrzeug, also abgesetzt, betrieben werden.
Durchführung von Einsatzübungen
Realistische Einsatzübungen mit dem ABC-Erkundungskraftwagen sind nur eingeschränkt möglich, weil die großflächigen Kontaminationen, die durch das Fahrzeug erkundet werden können, kaum ohne Gefahren für die Bevölkerung, die Einsatzkräfte und die Umwelt dargestellt werden können. Für realitätsnahe Übungen gibt es Computersimulationen, die Messwerte bei angenommenen Kontaminationen auf dem im Fahrzeug vorhandenen Bildschirm darstellen.
ABC-Erkundungs-Kraftwagen der Feuerwehr Holzminden |
|
Fahrzeugkategorie |
ABC-Erkundungs-Kraftwagen |
Einheit |
Landkreis Holzminden Feuerwehrtechnischen Zentrale Holzminden |
Funkrufname |
Florian Holzminden 80-71-01 |
Kfz Kennzeichen |
HOL - 8000 |
Fahrzeug Lieferant |
FIAT |
Fahrgestell Hersteller |
FIAT Automobil AG |
Fahrgestell Typ |
Ducato Maxi L2B, 2.8i.d.TD |
Aufbau |
Kastenwagen |
Antrieb |
4x4 Frontantrieb, Heckantrieb elektropneumatisch zuschaltbar |
Baujahr |
2002 |
Indienststellung |
2002 |
Außerdienststellung |
-/- |
Motor |
4 Takt Turbodieselmotor |
Kraftstoff / Emissionsklasse |
Diesel |
Motor Typ |
8140.43 |
Kühlung |
Wasser |
Zylinderzahl / Anordnung |
4 / Reihe |
Hubraum |
2800 cm³ |
Leistung |
90 kW (122 PS) bei 3600 U/min |
Kraftstoff |
80 l |
Kraftstoffverbrauch l/100km |
12,5 l |
Fahrbereich |
>600 km |
Höchstgeschwindigkeit |
150 km/h |
Länge |
5,51 m |
Breite |
1,99 m |
Höhe |
2,62 m |
Radstand |
3,70 m |
Reifen |
205/75 R 16 C |
Leergewicht |
2,6 t |
Nutzlast |
0,9 t |
Zul. Gesamtgewicht |
3,5 t - (seit 2009) 4,0 t |
Achslast Vorn |
1,85 t |
Achslast Hinten |
2,12 t |
Anhängelast ungebremst / gebremst |
0,75 t / 2,0 t |
Besatzung |
1/3 |
Watfähigkeit |
0,30 m |
Steigungswinkel |
>30 % bei 3,5 t |
Wendekreis |
13,70 m |
Sondersignalanlage |
Hänsch RKS 2000 |
Fahrzeugausstattung |
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Ausbau / Ausrüstung |
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Schutzausrüstung |
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ABC - Erkundungsausstattung |
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Jahr der Bildaufnahme |
2018 |