Militärmusik

Schon der Marsch der Landsknechte wurde durch Trommel und Quer-pfeife begleitet. Um 1700 finden sich zusätzlich hölzerne Schalmeien, die auch mehrstimmig blasen konnten. Der kreischende Ton dieser Instrumente wurde im 18. Jahrhundert durch Oboen abgelöst. Daneben kommen Fagott und Klarinette neben einem Trompeter und Waldhornbläser hinzu. Die damals in einem Regiment vorhandenen 8 Musiker nannte man nach der Oboe Hautboisten. Entscheidend wurde die starke Hinzunahme von Blechinstrumenten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die der Militärmusik ihren eigentümlichen Klang gab. Schellenbaum, große Trommel und Becken rundeten das Bild zur „Janitscharenmusik“. Damit war die Musik entstanden, die schon unseren Vorfahren das sonntägliche Platzkonzert zum Ereignis der Woche werden ließ.

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Infanteriemusik des Infanterieregiments Nr. 13 in Münster/Westf.

Kolorierte Lithographie aus „Soldatenfreund“

(Archiv Ulrich Wrede)

Seit dem hohen Mittelalter besaß die Reiterei ihre eigene Musik, deren Angehörige eine strenge abgeschlossene Zunft bildeten. Jede Reiter-kompanie hatte ihren Trompeter als Befehlsübermittler. Zusätzlich wurden verschieden gestimmte Pauken geführt. Mit diesen Instrumenten konnte man fanfarenartige Posten, also kurze Trompetenstücke, aber auch kurze Märsche spielen. Erst nach der Einführung der Ventile bei den Blechblasinstrumenten erweiterten sich auch die Trompeterkorps durch Kornette, Zugposaunen, Baßtuben und andere. Bei der Reiterei gab es neben den Märschen zur Aufstellung auch Märsche im Schritt, Trab und Galopp, entsprechend den Bewegungsarten der Pferde. Der Pauker an der Spitze des Trompeterkorps zog stets alle Blicke auf sich. Deshalb musste er ein stattlicher, erprobter Mann sein, der auf einem besonders starken und ausgebildeten Pferde ritt.

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Trompeterkorps des kgl. preuß. Dragonerregiments Nr. 9.

(Archiv Ulrich Wrede)

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war die Militärmusik noch stark von Holzblasinstrumenten mit ihrem eigenen Klang geprägt. Doch bald setzten sich immer mehr die Blechblasinstrumente mit ihrem metallenen Klang durch. Diese Entwicklung wurde durch die Erfindung der Ventile für die Trompeten eingeleitet. Nach und nach erschienen Zugposaunen, die Kornetts, Tenorhörner, Baßtuben und Flügelhörner. Die Instrumentierung war vom jeweiligen Kapellmeister abhängig, so daß ein Zusammenspiel mehrerer Kapellen mit ihren unterschiedlichen Klang-körpern schlecht möglich war. Der Wandel geschah mit Wilhelm Wieprecht, der als Zwanzigjähriger an die Königliche Oper in Berlin kam und dort seine große Liebe zur Militärmusik entdeckte. Er erkannte, daß Blechblasinstrumente deren Charakter betonen konnten. Seine Versuche und neue Märsche machten ihn bekannt, so daß er 1838 zum Direktor der Musikchöre des Gardekorps ernannt wurde. In seiner neuen Stellung schuf er das System, das bis in unsere Tage für alle Militärkapellen gilt. Zunächst wurden alle Kapellen der Armee einheitlich organisiert, wobei jede Waffengattung eine Kapelle eigener Art erhielt. Die unterste Gattung war die Signalmusik der Hornisten; durch hinzufügen der Trompeten entstand die Trompetenmusik der Kavallerie und Artillerie. Kamen noch Waldhörner hinzu, hatte man die Musik der Jäger und Schützen, und die Holzbläser und Schlagzeuger ergänzten den kompletten Klangkörper, die Infanterie- oder Janitscharenmusik.

Um für diese Klangkörper geeignete Melodien zu haben, brachte Wieprecht die schon 1817 vom König Friedrich Wilhelm III. befohlene Sammlung aller Armeemärsche auf den aktuellen Stand. Diese Armee-marschsammlung ist bis heute das große Standardwerk geblieben. Sie gliederte sich in drei Teile,  von denen der erste die Präsentier-märsche der  Fußtruppen enthielt, die bei einem Schritttempo 80 je Minute gespielt wurden. Der zweite Teil umfasste die Parademärsche für die Fußtruppen im heute üblichen Schrittmaß und der dritte Teil alle Märsche im Schritt, Trab und Galopp der berittenen Truppen. Nun war es möglich, auch Konzerte zu geben, bei denen viele Kapellen zusammengefasst waren.

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Prinz Wilhelm (Kaiser Wilhelm I) an der Spitze der Fahnenkompanie auf dem Belle-Alliance-Platz in Berlin.

(Archiv Ulrich Wrede)

An der Spitze jeder Militärkapelle stand ein Musikmeister. Er war Portepeeunteroffizier, stand aber im Rang über den Feldwebeln und trug eine der Offizierskleidung ähnliche Uniform. Die Musikmeister Preußens waren auf akademischen Hochschulen für Musik  vorgebildet. Nach einigen Dienstjahren konnten sie Obermusikmeister, bei besonderen Leistungen, wie vielen Kompositionen, auch Musikdirektor werden. Bei den berittenen Truppen hießen sie Stabstrompeter, bei den Jägern Stabshornisten. Die Leitung der gesamten Militärmusik hatte der Armeemusikinspizient.

Eine besondere Rolle spielte der Schöpfer der modernen Militärmusik, Wilhelm Wieprecht. Seine Dienstbezeichnung lautete; Direktor der Militärmusik des Gardekorps. König Friedrich Wilhelm IV. befahl 1843 dazu, „daß der Kragen mit 5 goldenen, schmalen Streifen versehen werde und daß sowohl oben und unten die gestickte Linie nahe an dem Rand gehen sollte“. So sollten die fünf Linien sofort als Notenlinien erkannt werden. Für den Helm wurde aber ab 1861 als Einmaligkeit ein Linienadler mit dem Gardestern befohlen.

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Die Militärkapellmeister.

Wilhelm Wieprecht mit dem Schellenbaumträger des 2. Garderegiments zu Fuß.

Kolorierter Holzschnitt von G. Krickel.

(Archiv Ulrich Wrede)

Busse der Musikkorps der BW

Die Busse der verschiedenen Musikkorps der Bundeswehr sind besonders Dekoriert.

Ehemaliges Heeresmusikkorps 2, nun mehr Heeresmusikkorps Kassel.

Ehemaliges Wehrbereichs-Musikkorps Erfurt nun mehr Luftwaffenmusik-korps Erfurt.

Heeresmusikkorps Hannover

Militärmusik ist nicht nur ein deutsches Phänomen, auch in anderen Armeen ist die Musik als Untermalung bei Zeremonien, Paraden und der Nachwuchswerbung beliebt; vom Unterhaltungswert einmal abgesehen.

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