Fahrwerktechnik

Neben dem Rahmen gibt es auch noch die Fahrwerktechnik. Auch dort gibt es gibt es Unterschiede, die bei der taktischen Bewertung von Fahrzeugen einen nicht zu geringen Einfluß haben.

Kettenlaufwerke

Kettenlaufwerke werden verwendet, um schweren Kampffahrzeugen eine ausreichende Geländegängigkeit zu verleihen. Kettenlaufwerke ermöglichen trotz hoher Fahrzeuggewichte einen relativ geringen spezifischen Bodendruck sowie eine große Fähigkeit zur Hindernis-überwindung (Gräben, Stufen usw.). Auch in absehbarer Zukunft werden Kampffahrzeuge mit Gewichten über 30t mit Kettenlaufwerken ausgerüstet sein. Die Vorzüge von Ketten-laufwerken sind:

  • Realisierung einer bestmöglichen Geländegängigkeit und Fähigkeit zur Hindernis-überwindung.
  • Relative Sicherheit gegen Beschuss insbesondere bei Einsatz von Laufwerksschürzen.
  • Günstige Bauform, die zu niedrigen Fahrzeugsilhouetten führt.
  • Gute Manövrierbarkeit der Fahrzeuge auf engsten Raum.

Kettenlaufwerke können in diesem Gewichtsbereich durch keine andere Laufwerksbauart in sinnvoller Weise ersetzt werden. Andererseits haben Kettenlaufwerke auch eine Reihe von Problembereichen, wie z.B.:

  • Relativ hoher rollwiderstand.
  • Relativ teuer, besonders in der Nutzungsphase.
  • Hohe Schwingungs- und Vibrationsbelastung von Besatzung und Gerät.
  • Hoher Geräuschpegel bei höheren Geschwindigkeiten.

Dadurch besteht auch in Zukunft noch ein weites Betätigungsfeld zur Verbesserung und Optimierung von Kettenlaufwerken.

 

Kettenlaufwerke werden hauptsächlich entweder als Rollenlaufwerke oder als Räderlaufwerke ausgeführt. Wobei ihr Unterschied den folgenden Bildern entnommen werden kann.

Beispiele Räderlaufwerke:

Beispiele Rollenlaufwerke:

Eine Kurzbewertung führt zu folgenden Ergebnissen:

 

Räderlaufwerk:

  • Wegfall von Stützrollen inkl. Lagerung und Konsolen (logistischer Vorteil).
  • Geringerer Laufwerkswiderstand (innerer Rollwiderstand).
  • Geringere Drehzahlen.
  • Laufradanlenkung sowie Dämpferelemente können geschützt hinter den Laufrädern angeordnet werden.
  • Große Laufrollen tragen zum zusätzlichen Flankenschutz der Wanne bei.
  • Bessere Selbstreinigung des Laufwerks.

 

Rollenlaufwerk:

  • Große Federwege realisierbar.
  • Oberer Kettentrum gehört zur gefederten Masse.
  •  Gute Führung des oberen Kettentrums.
  • Geringes Gewicht der Laufrollen (= ungefederte Masse)
  • Durch kleinere Laufrollen bessere Kettenführung insbesondere gegenüber Querkräften.
  • Durch größere Anzahl von Laufrollen: kleinere Radlastanteile, damit geringere Beanspruchung von Bandagen, Lagern und Federelementen.
  • Gleichmäßige Gewichtsverteilung.

 

Aufgrund der deutlichen fahrdynamischen Vorteile hat sich bei den heutigen Beweglichkeits-forderungen im Allgemeinen das Rollenlaufwerk durchgesetzt. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich auch bei sowjetischen / russischen Kampfpanzern der Übergang vom Räder- zum Rollenlaufwerk vollzogen. Schachtellaufwerke haben heute wegen des höheren konstruktiven Aufwands sowie aufgrund des höheren Materialerhaltungsaufwands an Bedeutung verloren. Rollen- oder Räderlaufwerke werden also überwiegend in ungeschachtelter Bauweise ausgeführt.

 

Bei Rollenlaufwerken tragen (als Charakteristikum) Stützrollen den oberen Kettetrum. Bei Laufwerken mit Doppellaufrollen (und Ketten mit Mittelführungsstegen) können auch die Stützrollen als Doppel-Stützrollen (KPz M 60) oder als Einzel-Stützrollen (KPz AMX 30) ausgeführt werden. Durch eine versetzte Anordnung der Stützrollen (KPz Leopard 1), kann durch Ausnützen der Torsionssteifigkeit der Gleiskette die durch das Schlagen des oberen Kettentrums hervorgerufene dynamische Belastung der Stützrollen reduziert werden.

 

Autor: Rolf Hilmes

Archiv: Ulrich Wrede