Fernmeldetruppe

Die Nachrichtentruppe hat es schwer. Sie stinkt nicht, sie knallt nicht, daß es sie überhaupt gibt, merken die meisten Leute erst, wenn sie nicht mehr funktioniert.

Zitat: General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel

Geschichte der Fernmeldetruppe

 

Die Heeresleitung, der Transport und die Versorgung der immer stärker anschwellenden kaiserlichen Armee bedienten sich aller Möglichkeiten der sich rasch entwickelnden Technik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ein besonderes Problem war stets das schnelle und zuverlässige überbringen von Nachrichten und Meldungen. Nach ersten Versuchen mit optischen Telegrafen seit 1833 zwischen Koblenz und Berlin wurde der elektrische Telegraf sofort nach seiner Erfindung auch für militärische Zwecke eingesetzt. Schon 1854 in Preußen eingeführt, wurde er ein wirksames Hilfsmittel der militärischen Führung in den Kriegen zwischen 1864 und 1870/71. Die ersten Nachrichtenabteilungen waren noch den Pionieren angegliedert. Erst 1899 entstand eine eigenständige Telegrafentruppe, die später Nachrichtentruppe hieß. Neben die Drahttelegrafie trat nun auch der Fernsprecher. Für den Einsatz im Gelände entwickelte man eigene, tragbare Geräte, die in einem Holzkasten untergebracht waren. In der Regel nahm man ein einfaches Kabel als Leitung, die Rückleitung erfolgte durch die Erde. Nach der Erfindung des drahtlosen Funkverkehrs gab es sofort Versuche, auch dieses Verfahren militärisch nutzbar zu machen. So entstanden seit 1905 eigene Funkerabteilungen, zunächst als besondere Kompanien eines Telegrafenbataillons. Die technischen Verbesserungen folgten rasch aufeinander. Neben ortsfesten gab es auch fahrbare Stationen. Deren Reichweiten betrug kurz vor 1914 schon 100 bis 200 Kilometer, die der Festungsstationen das Fünffache. Wesentlich waren die 15 bis 30 Meter hohen Sendemasten, deren Auf- und Abbau schon in 7 bis 20 Minuten geschehen konnte. Die Telegrafiergeschwindigkeit mit dem Morsealphabet konnte 400 bis 800 Worte je Stunde betragen, doch kam man wegen notwendiger Wiederholungen und Rückfragen in der Praxis nur auf etwa 200 Worte.

Das Bild zeigt eine solche fahrbare Funkstation.

1914 - 1918

 

Nur auf wenigen Gebieten geschah die Entwicklung so schnell, wie beim Nachrichtenwesen. Seine Notwendigkeit bedingten das immense Wachstum der Kriegsheere, die laufende Verfeinerung der Kriegstechnik und die immer größeren Entfernungen; nur mit seiner Hilfe konnten die Operationen in der Hand der Führung bleiben. Das war schon früher erkannt und so bereits im Jahre 1899 mit der Aufstellung der ersten drei  Telegrafenbataillone begonnen worden. Der Telegraf war damals das fast ausschließliche technische Nachrichtenmittel. Die neu aufgetauchten Fernsprecher waren zunächst nur ortsfest und deshalb auch nur in Festungen brauchbar. Im Laufe des Krieges dienten als Nachrichtenmittel der Telegraf mit Drahtverbindung und mit Funk, Blink-, Leucht- und Sichtzeichen, Winkerposten, Brieftauben, Meldehunde, Meldeläufer, Meldereiter und Fahrzeuge sowie schließlich der Fernsprecher. Er war zuletzt am verbreitesten, denn nur er allein ermöglichte eine schnelle, persönliche Aussprache, die zu raschen Entschlüssen und Befehlen führen konnte. Bei Kriegsbeginn (1914) wurden die vorhandenen Spezialtruppen auf 25000 Mann verstärkt, während des Krieges (1914-1918) wuchsen sie dann auf 190000 an. Diese Vermehrung rührte auch daher, weil sich die verschiedenen Nachrichtenmittel gegenseitig nicht ersetzten, sondern nur ergänzen konnten. Die Bedeutung des Fernsprechers zeigt am besten die Zahl der damit betrauten Einheiten. Es waren gegen Ende des Krieges (1918) 52 Heeresgruppen- und Armeefernsprechabteilungen, 304 Divisionsfernsprechabteilungen, 15 für Festungen und 377 besondere Fernsprechzüge.

Zu Kriegsbeginn steckte das Telefonieren im Gelände noch in den Kinderschuhen, es gab kaum Erfahrungen. Die Truppe war zwar im Winkerdienst ausgebildet, doch erwies sich dieser im Bereich des feindlichen Infanteriefeuers als unmöglich. So hatte man sich schon vor dem Krieg für die Drahtübermittlung entschieden. Die ersten Armeefeldsprecher entstanden durch Verbesserung des Patrouillenapparates, der eigentlich für Morsezeichengebung gedacht war. Das Anfangsproblem war die Vermittlung, denn zunächst gab es nur den einzelnen Gegenapparat, erst später Vermittlungsschnüre zwischen diesen Apparaten. Daraus entwickelten sich Vermittlungsklappenschränke mit 5 bis 60 Klappen, damit Anschlüsse. Als Leitungen dienten auf Trommeln beförderte Kabel, die gewöhnlich hoch verlegt werden mussten. Später kamen stärkere, besser isolierte Feldkabel, die auch auf dem Erdreich liegen konnten. Der neuentwickelte Feldfernsprecher besaß außer den Teilen des alten Armeefernsprechers noch in einem Holzkasten einen Induktor mit Kurbel zum Anrufen sowie einen Wecker zum Angerufenwerden.