Die Panzerartillerie

Der Erste Weltkrieg gilt als die Geburtsstunde des modernen Krieges. Viele Waffen die heute als alltäglich gelten kamen dort zum ersten Mal in größerem Maßstab zum Einsatz. Genannt sind hier als Beispiele:

  • Flugzeuge
  • U-Boote
  • Maschinengewehre
  • Panzer

Um die festgefahren Fronten wieder in Bewegung zu bringen setzten die Briten zum ersten Mal gepanzerte Kettenfahrzeuge (sogenannte Tanks) ein. Durch den Einsatz gelang es eine Schneise in die gegnerische Frontlinie zu schlagen. Aber sobald man den Wirkungsbereich der eigenen Artillerie verlassen hatte, konnten die Gegner die relativ Schutzlos gewordenen Panzer effektiv bekämpfen und den Einbruch wieder bereinigen. Am Ende war man wieder in der Ausgangslage. Ein gewisser Major Gregg kam auf die grandiose Idee, Artilleriegeschütze mit Hilfe eines Kettenfahrzeugs beweglich zu machen. Der Gun Carrier Mark I war das Ergebnis dieser Überlegung. Dadurch war es möglich dass die Geschütze den Tanks unmittelbar folgen konnten. Der Gun Carrier war zwar nur ein Transportmittel, denn wenn die Geschütze zum Schuß kommen sollten, mussten sie vorher entladen werden. Auf alle Fälle war es aber möglich ein Geschütz, die Munition und die Geschützbedienung geschützt zur Feuerstellung zu bringen. Soweit die Theorie! Obwohl 50 Gun Carrier hergestellt wurden, davon 2 mit einem Kran und somit nicht als Geschützträger benutzt werden konnten, ist von einem Einsatz nichts bekannt. Auch wenn man da noch nicht von einer Panzerartillerie oder gar von einer Selbstfahrlafette reden kann, so war der Grundgedanke schon richtig. Aber nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Weg nicht mehr weiter verfolgt und spielte in der Folgezeit auch keine Rolle mehr.

 

Mehr zu dem Thema Gun Carrier Mark I gibt es in der englischsprachigen Wikipedia.

Einige helle Köpfe, von denen Heinz Guderian der bekannteste wenn auch nicht der Einzige war, zogen die richtigen Lehren aus den Ereignissen des Ersten Weltkrieges.

 

Nach deren Doktrin mussten die Panzer als Schwerpunkt- und Durchbruchswaffe die gegnerischen Linien durchbrechen und in die Tiefe des Raumes vorstoßen. Um den erzielten Raumgewinn zu halten und zu verteidigen ist es unbedingt erforderlich, das Infanterie und andere Unterstützungskräfte unmittelbar folgen müssen. Das heißt der Panzer unterstützt im Angriff nicht die Infanterie (wie es im Ersten Weltkrieg gehandhabt wurde), sondern die Infanterie muss den Panzer unterstützen. Gleichzeitig muss die Artillerie den Angriff von Panzer und Infanterie abdecken und durch Feuer tatkräftig unterstützen. Soweit die grundlegende Theorie!

 

Bei den Planungen zur Ausstattung der Panzerdivisionen gehörten von Anfang an motorisierte Infanterie und motorisierte Artillerie. Die Umsetzung dauerte natürlich etwas länger, es mussten entsprechende Fahrzeuge entwickelt und produziert werden. So liefen erst im Jahre 1939 die ersten Schützenpanzerwagen der Truppe zu. Die Artillerie wurde mit Geschützen ausgestattet, die mit Hilfe von Zugkraftwagen den Panzern folgen konnten. Diese Zugkraftwagen zogen die Geschütze und transportierten sowohl die Geschützbedienung, Geschützzubehör und die Munition. Diese Kombination bewährte sich im Großen und Ganzen und wird auch heute noch im Rahmen der Feldartillerie genutzt. Nachteilig ist nur der zeitraubende Wechsel zwischen Marsch- und Feuerbereitschaft bzw. umgekehrt.

 

Die logische Konsequenz war die Entwicklung von Selbstfahrlafetten (Sfl) sowohl gepanzert als auch ungepanzert, die brauchten nur noch in die Feuerstellung einfahren und waren innerhalb kurzer Zeit feuerbereit. Die ersten dieser gepanzerten Fahrzeuge waren Improvisation, die innerhalb kurzer Zeit produziert wurden. Einige Beispiele:

  • sIG33 auf Pz I Fahrgestell
  • sIG33 auf Pz II Fahrgestell
  • sIG33 auf Pz 38(t) Fahrgestell

 

Die genannten Selbstfahrlafetten kamen überwiegend in Frankreich und in Afrika zum Einsatz. Die Leistungen der Kanonen erfüllten die Erwartungen, was man von den Fahrgestellen nicht sagen konnte. Das schwere Infanteriegeschütz 33 (sIG33) diente vornehmlich der unmittelbaren Feuerunterstützung der Infanterie und eignete sich zur Bekämpfung von Bunkern und Feldbefestigungen im direkten Feuer.

- Anmerkung: Eine verbesserte Version des sIG33 wurde später auf dem Fahrgestell des Pz IV als Sturmpanzer „Brummbär“ bis zum Kriegsende eingesetzt.

Erste versuche zur Einführung gepanzerter Geschütze wurden mit der 10,5 cm leichten Feldhaubitze 18 (lFH 18) durchgeführt. Auch hier dienten zuerst Fahrgestelle von erbeuteten leichten französischen Panzerfahrgestellen. Auch diese Panzerhaubitzen wurden größtenteils in Frankreich und Afrika eingesetzt. Die erste richtig durchkonstruierte Panzerhaubitze entstand auf dem Fahrgestell des Pz II wurde als 10,5 cm leichte Panzerhaubitze auf Fahrgestell Pz II in Dienst gestellt. Hier wurde der Motor vom Heck in die Fahrzeugmitte verlegt um dahinter einen Kampfraum zu schaffen zu können. Bekannt wurde sie unter den Namen „Wespe“.

Eine ähnliche Konstruktion war der Geschützwagen III-IV (GW III-IV), er entstand aus dem Fahrgestell des Pz IV und aus Antriebsteilen des Pz III. Bei diesem Fahrgestell wurde der Motor ebenfalls in die Fahrzeugmitte verlegt und die Waffe über dem Motorraum montiert. Der hintere Kampfraum nahm die Bedienung und den Munitionsvorrat auf. Auf dem GW III-IV wurde die 8,8 cm Pak (Nashorn) oder die mittlere Feldhaubitze 18 (Hummel) montiert. Dieses Fahrzeug bewährte sich gut an allen Fronten.

Die Wespe und die Hummel waren nur leicht gepanzert und schützten die Besatzung bestenfalls nur vor Infanteriemunition und Granatsplitter, nach oben war der Kampfraum offen und konnte mit einem Segeltuch als Wetterschutz bedeckt werden. Ein weiter Nachteil dieser Konstruktion war der beschränkte Seitenrichtbereich und der begrenzte Munitionsvorrat. Letzteres ist ein Manko, welches sich nicht beheben lässt. Die Waffenindustrie erprobte im Krieg aber schon PzH mit einem um 360° drehbaren und absetzbaren Turm (Heuschrecke).

Die Alliierten schufen ähnliche Panzerhaubitzen auf Basis des M3 Grant bzw. auf Basis des M4 Sherman. Als Beispiel dient hier der Sexton mit der britischen 25-Pfünder (87,6-mm) Kanone und die amerikanische M7 Priest mit einer 10,5 cm Haubitze.

Nach dem 2. Weltkrieg ging die Entwicklung weiter, so schufen die Amerikaner verschiedene Panzerhaubitzen (PzH) auf Basis der Kampfpanzer M41 und M47 mit den Kalibern von 105 mm bis zu 203 mm. Allerdings konnten diese PzH auf keine lange Einsatzzeit zurück blicken. Letztendlich führten die USA die M 109 PzH mit einem Kaliber von 155 mm ein. Die M 109 entwickelte sich zu einem Standardgeschütz, welches Weltweit in vielen Armeen bis heute im Einsatz steht.

[Die folgenden Bilder zeigen deutsche und niederländische M 109 nach den letzten Kampfwertsteigerungen. Inzwischen sind sie dort ausgesondert wurden.]

Die Bundeswehr führte ab 1998 die PzH 2000 ein und setzte damit neue Massstäbe in Sachen Panzerartillerie.

Auch andere Panzer bauende Staaten entwickelten eigene PzH, auf den folgenden Bildern sind französische und russische Modelle zu sehen.

Abschließend kann man resümieren, dass das von Guderian entwickelte Konzept sich bis heute durchgesetzt hat und die Lehren im Rahmen konventioneller Kriegsführung immer noch gültig sind.