Lkw 15t mil gl A1 LÜR

Grundsätzliches

Seit es Flugzeuge gibt spielt der Luftraum auch bei Bodenoperation eine bedeutende Rolle. Seit den Tagen des Zweiten Weltkrieges sind Boden-truppen auf Gedeih und Verderb den Luftstreitkräften ausgeliefert. Daher kommt der Abwehr von feindlichen Flugzeugen eine entscheidende Bedeutung zur Aufrechterhaltung der Operationsfreiheit der Boden-truppen zu. Innerhalb der Luftabwehr über dem Gefechtsfeld ist eine zeitverzugsarm arbeitende, weiträumige und lückenlose sowie genaue Zielaufklärung die Voraussetzung für eine effektive Zielbekämpfung.

Das Einsatzumfeld der Luftabwehraufklärung ist gekennzeichnet durch:

  • Die Fähigkeit der Luftfahrzeuge, in breitgefächerten Geschwindigkeitsbereichen und in immer niedrigeren Flughöhen zu navigieren und operieren, um ihre Entdeckung und damit ihre Bekämpfung zu erschweren.
  • Vermehrten Einsatz von Kampfhubschraubern, Drohnen sowie Erdkampf-unterstützungsflugzeugen.
  • Die Erweiterung des Zielspektrums um ballistische und nicht-ballistische Flugkörper.
  • Zunehmende Anwendung von Mitteln des Elektronischen Kampfes, die darauf gerichtet ist, die Wirksamkeit der bodengestützten Abwehr verringern.
  • Gleichzeitiges Nutzen des Luftraumes durch eigene und feindliche Luftfahrzeugen mit der daraus resultierenden Problematik der raschen Unterscheidung zwischen FREUND und FEIND.

Aufklärungsradar

Das Radar bietet an sich selbst und unter den meteorologischen Bedingungen in Mitteleuropa (Wolken, Regen und Nebel) eine Reihe von Vorteilen, im wesentlichen folgende:

  • Eine erzielbare hohe Strahlungsdichte.
  • Eine große Erfassungsreichweite.
  • Eine relativ hohe Ortungsgenauigkeit.

Der hauptsächliche Nachteil des Radars resultiert aus der Eigen-abstrahlung (aktiver Sensor). Wegen der genannten Vorteile bleibt das Radar trotz der Bedrohung durch feindliche Elektronische Aufklärung und EloKa sowie durch Radarbekämpfungswaffen ein entscheidendes Aufklärungsmittel der Luftabwehr.

Insgesamt verlangt der aktive Sensor Radar nach höchsten technischen Standards, vor allem für die Auslegung der Sende- und Empfangs-elektronik inklusive der Signalverarbeitung.  Teilweise gegenläufige Forderungen müssen optimiert werden, insbesondere eine hohe Informationserneuerungsrate (hohe Abtastfolge) und ein großes Auflösungsvermögen (lange Beleuchtungszeit). Bei möglichst großer Erfassungsreichweite muss eine zuverlässige Filterung des Nutzsignals gegen Störsignale und Umgebungsechos (insbesondere Bodenechos) gewährleistet werden.

Aufklärungsverbund

Aufklärungsmittel müssen in einem geeigneten Verbund zusammengefasst werden, um sich zu ergänzen und um Redundanz für den Ausfall einzelner Sensoren zu schaffen. vor allem müssen sich die Tiefflugerfassungsbereiche überlappen, um vorhandene Radar-Schatten-räume einzuschließen und in ihrer Ausdehnung zu minimieren.

Die geeignete Struktur des Sensorverbundes ist vor allem unter dem Gesichtspunkt der Redundanz eine Netzstruktur, die nicht mehr zentral und damit hierarchisch ausgelegt ist. Radarsensoren müssen daher technisch so realisiert werden, dass sie sich in eine nicht-hierarchische und dezentrale Netzstruktur einbinden lassen. Dies bedeutet, dass in den Sensor eine Zentrale und Funkrelais erweiterter Leistung integriert werden müssen.

Soweit das Grundsätzliche in Kürze!

LÜR 1

Das von der Telefunken System Technik entwickelte LÜR erfüllt die an einem modernen Aufklärungssensor. Es ist ein 3-dimensional erfassendes und zieldarstellendes Radar, dessen Frequenz im C-Band arbeitet. Es ist im höchsten Maße störfest, von hoher Mobilität und kurzer Aufbauzeit. Es kann in eine dezentrale Netzstruktur eingebunden werden, ermöglicht Redundanz und beweist Flexibilität. Es gewährleistet eine notwendige Überwachungsdichte, insbesondere für den Tiefflug-bereich. Das LÜR kann gewonnene Aufklärungsergebnisse in einer Gesamtluftlage zusammenfassen und per Datenfunk an die Nutzer (bewegliche Feuerleit-Gefechtsstände und Flugabwehrwaffensysteme) übertragen und Daten und Informationen mit anderen Luftraum-überwachungseinrichtungen (LÜR, NATO-Luftverteidigung) austauschen.

Besonders herauszustellen ist das hohe Durchsetzungsvermögen des Sensors gegen EloGM. Dieses Merkmal ergibt sich aus der Verbindung moderner Sende-Empfangs-Technik mit einer Vielzahl hochwirksamer EloSM. Wichtig für die überlebensfähigkeit des LÜR ist nicht nur die Möglichkeit, die Aufklärung und Bekämpfung des Sensors durch feindliche Anti-Radarflugkörper zu erschweren, sondern aufgrund der ausfahrbaren Antenne erstmals Tarnung und Deckung unterschiedlicher Höhe zu nutzen.

Ein Gesamtsystem LÜR besteht aus:

  • 1 Sensor auf Fahrgestell Lkw 15t mil gl A1
  • 1 Auswerter auf Fahrgestell Lkw 15t mil gl A1
  • 1 Zubehörfahrzeug Lkw 5t mil gl
  • 3 Anhänger BWB 2300126 mit SEA 60 kW

 

Sensor und Auswerter können vom Fahrgestell abgesetzt werden, der Abstand Sensor und Auswerter kann bis maximal 300 m betragen. Im Einsatz ist der Sensor unbemannt und wird vom Auswerter via LWL fernbedient. das LÜR kann innerhalb von 30 Minuten aufgebaut und betrieben werden, wozu pro Kabine 3 Personen erforderlich sind.

 

Während des Betriebs werden durch ein APS (BITE) im LÜR alle wichtigen Betriebsparameter ständig überwacht. Im Fehlerfall wird die fehlerhafte Baugruppe am Radararbeitsplatz angezeigt. An der Bau-gruppe selbst kann die fehlerhafte Karte lokalisiert werden.

 

Die Sensorkabine mit auf dem Dach befindlicher und hydraulisch ausfahrbarer Antenne enthält die Sende- und Empfangsgeräte. Die Auswertekabine nimmt die Zielverarbeitungs-elektronik auf und enthält die drei Arbeitsplätze mit Sichtgeräten. Sie ist dementsprechend in den Geräteraum und den Arbeitsraum unterteilt.

Systemdaten LÜR 1

Einsatz

Mobil oder stationär

Prinzip

C-Band-Radar mit kohärentem Sender und phasengesteuerter 3D-Array-Antenne

Erfassungsbereich

Entfernung

100 km

Höhe

10 km

Antennenneigung

75 °

Entdeckungswahrscheinlichkeit

90 % (1 m² Rückstrahlquerschnitt)

Falschalarmwahrscheinlichkeit

10-7

Informationserneuerungsrate, je nach Modus

Zwischen 5 sek und 12 sek

Betriebsarten (Modi)

Bis zu 5 Kombinationen je nach Aufgabenstellung

Max. Aufbauhöhe des Sensors

12 m (Oberkante Antenne)

Aufbauzeit bei mobilen Einsatz

3 Personen (je Fahrzeug) etwa 30 min

Abstand Sensor-Auswerter

Max. 300 m (LWL)

Betrieb

Sensor unbemannt, Fernbedienung der gesamten Anlage vom Arbeitsplatz im Auswerter

Arbeitsplätze

1 Radararbeitsplatz

2 Systemarbeitsplätze für Luftlagebearbeitung

Überwachung

Durch Betriebsdatenüberwacher, BITE und integriertes APS

Kommunikation

VHF-Funk (Daten, Sprache)

Stromversorgung

240/416 V , 400 Hz

Anschlußleistung

56 kVA (45 kW) max. je Fahrzeug

Technische Daten LÜR 1

Fahrgestell

Lkw 15t mil gl A1 MAN 30.360 VAE G

Antrieb

8 x 8

Baujahr

1990

Indienststellung

1990

Außerdienststellung

-/-

Motor

Viertaktdirekteinspritzer mit Abgasturbolader und Ladeluftkühlung

Motor Typ

KHD BF 8L 513 C

Kühlung

Luft

Zylinderzahl / Anordnung

8 / 90°V

Hubraum

11967 cm³

Leistung

265 kW (360 PS)

Kraftstoff

400 l Diesel

Kraftstoffverbrauch l/100km / l/h

 

Fahrbereich / Betriebsstunden

 

Höchstgeschwindigkeit

80 km/h

Länge

9,98 m

Breite

2,50 m

Höhe

2,98 m

Radstand

1,93 m – 3,57 m – 1,50 m

Leergewicht

24,2 t

Nutzlast

 

Gefechtsgewicht / zul. Gesamtgewicht

 

Anhängelast gebremst

 

MLC

32

Besatzung

3

Spez. Bodendruck kg/cm²

 

Bodenfreiheit

 

Grabenüberschreitfähigkeit

 

Wattfähigkeit

 

Steigungswinkel

 

Kletterfähigkeit / Stufensteigfähigkeit

 

Fla MG

 

Auswertekabine

Länge

7,39 m

Breite

2,44 m

Höhe

2,75 m

Gewicht

8,0 t

Betrieb

3 Personen

Stromversorgung

230 / 416 V (400 Hz)

Sensorkabine

Länge

7,34 m

Breite

2,50 m

Höhe

12,0 t

Betrieb

Unbemannt

Stromversorgung

230 / 416 V (400 Hz)

Aufbauhöhe (max.)

12 m bis Antennenoberkante

Anmerkung

Das LÜR wurde zuerst nur mit einem Radararbeitsplatz ausgeliefert und war zu der Zeit nur Autonom und nicht im Verbund einsetzbar. Aber LÜR war von Beginn für den Einbau von 2 weiteren Arbeitsplätzen vorbereitet. Der Einbau der zwei Arbeitsplätze erfolgte ab 1994.

Sensor

Auswerter

Truppenerprobungsmuster

Das Truppenerprobungsmuster war noch auf dem Fahrgestell des Lkw 10t mil gl verlastet, das Fahrzeug erwies sich unter dem Strich als unge-eignet.

Anhänger mit SEA

Abkürzungsverzeichnis

LÜR

Luftraumüberwachungs-Radar

LWL

Lichtwellenleiter

BITE

Built-In Test Equipment

APS

Automatisches Prüfsystem

VHF / UKW

Very High Frequency / Ultrakurzwelle

V

Volt

Hz

Hertz

kVA

Kilovoltampere

kW

Kilowatt

TST

Telefunken System Technik